1.)
r/k3000: eben habe ich die ramshow gestartet und
es dauert alles doppelt und dreifach so lange wie vorher
wieso?
ausserdem finde ich es ungünstig, dass es auf netscape 4 am besten
ist
was machen die anderen?
gehört schon zur diskussion
2.)
miriam: zur ramshow noch ein paar abschliessende gedanken:
zuerst fang ich bei mir an:
ich habe ramshow als versuch einer interaktion auf dem netz gesehen und
es hat sich mal wieder gezeigt, dass das nur sehr schwer möglich ist.
das erfreulichste waren die reportkarten von dem herrn aus toronto
(stalder?),
ansonsten sind wohl die beteiligten (incl ich) alle zu busy um
stundenlang zu surfen. ich finde es jedoch gut, dass ihr das ausprobiert
habt, die technische umsetzung und auch der support war gut und
natürlich deine unermüdlichen promopräsentationen, das finde
ich eine
grosse leistung von dir und ich schätze das, auch bei xcult. es zeigt
einfach auch, dass du mit sehr viel liebe da dabei bist.
was ich persönlich jedoch vermisst habe ist feedback. das wäre
doch
vielleicht euer interaktionspart gewesen?
wahrscheinlich habt ihr auch sehr viel um die ohren und so ist das halt
ein bisschen zu kurz gekommen. und unter den teilnehmern selber findet
das ja auch nicht statt, ich vermute dahinter die these, das der mensch
halt immer noch besser mit einem realen gegenüber kommunizieren kann,
also immer noch sehr einfach funktioniert. und so würde ich eigentlich
gern mal ein bier mit euch trinken gehen, aber da ist wieder das
distanzproblem...
zu meinem building text möchte ich aber schon noch eine meinung von
euch
hören! ihr habt ihn auf der vordersten seite platziert, daraus schliesse
ich, dass ihr doch etwas anfangen konntet damit. für mich ist er eine
reaktion auf das was du an der viper zu mir gesagt hast, mit den
fehlenden links zu anderen projekten. plötzlich hatte ich den eindruck,
dass sich das mit so einem text eigentlich viel besser lösen lässt.
ausserdem ist es ja auch wie ein personifizeirter überbau über
das
gesamte ram-show projekt. es ist meine erste geschichte!
zur verlinkung möchte ich auch noch was sagen: ich finde es oft etwas
hinderlich wenn 1. keine neue seite aufgeht wenn man einen link drückt
oder 2. es keinen back button gibt (so wie das im browser ist) . man
muss also auf ram clicken, dann kommt man zur hauptseite, wo man (ich
zumindest ) lange warten muss und ausserdem bin ich rausgefallen da wo
ich vorher war. dieser ram-link hindert also eher am kreuz und
quersurfen, und wenn ich euch richtig verstanden habe war das ja schon
eure idee. das ist meine meinung und ein freund hat was ähnliches
gesagt.
mich würde es interessieren wie ihr das gesamte projekt erlebt habt,
wo
eure idee funktioniert hat und wo nicht und so.
jedenfalls danke für eure viele arbeit. wenn ihr etwas nicht gut findet
dann sagt es mir bitte, dann werde ich über eine änderung nachdenken.
ansonsten werde ich jetzt wohl nicht mehr ändern.
3.)
Reinhard: Zum Schluss bin ich froh, dass die Ramshow etwas Eigenes, auch Reichhaltiges
geworden ist.
Aber wir haben auch Erfahrungen gemacht, die, soviel ich weiss, die meisten
Kollektiv- und Interaktionsprojekte auf dem Netz bis jetzt machen: Bei
den MitspielerInnen gibts irgendwie viele Widerstände, welche den agilen,
reaktiven Kommunikationsprozess behindern.
Wir haben gute Leute eingeladen, und die haben wie wir wenig Zeit. Aber
das ist nicht das Hauptproblem. Manche sind am Anfang gut eingestiegen und
in der Mitte wieder verschwunden, andere erst dann reingekommen. So hatte
wir immer nur etwa 3-4 Player auf dem Feld, die auch eher nebeneinander
als miteinander gespielt haben. Einige haben die Spielidee überhaupt
nie kapiert, was mich erstaunt und auch etwas gelähmt hat. Weil ich
mir einfach blöd vorkam, wie ein Animator ständig durchs Netz
zu weibeln, um unser "Freizeitangebot" besser zu verkaufen. Wäre
hinter der Ramshow irgendeine Kunsthalle oder sonst ein terrestrisches Kunstinstitut
gestanden, wären manche von uns vielleicht verständiger und eifriger
gewesen.
Tragisch find ich das nicht. Wie gesagt, mit dem Resultat bin ich zum Schluss
doch zufrieden, und dass Erwartungen nicht erfüllt werden, kann dann
auch gut sein, wenn das Nichterwartete genügend Qualitäten hat.
Zudem gehts mir auch darum, weitere Erfahrungen zu machen. Gegenüber
meinem ersten (BBS/Mailbox-) Kommunikationsprojekt von1995 lief die Ramshow
schon viel besser (das war Schnittstelle Netzhaut). Und die Probleme sind eindeutig interessanter geworden,
weil nicht alles schon bei den technischen Kenntnissen stecken bleibt. Jetzt
könnte man länger über die Frage der Kooperation und "Gruppe"
schreiben, das mach ich später.
4.) zu 1.)
Reinhard: Netscape 4+ und Explorer 4+ funktionieren.
Die älteren Versionen (3 ua) gehen nicht. Es ist einfach so, dass die
4er Versionen schon seit über 2 Jahren erhältlich sind und gegenüber
den
3er Versionen viele ästhetische und programmiersprachliche Vorteile
bieten. 2 Jahre sind lange auf dem Netz, und wenn man mit Animationen
und etwas raffinierter Programmierung arbeiten will, kann man nicht auf
die langsamen Leute im Publikum Rücksicht nehmen. Den Entscheid
müssen wir bei der künstlerischen Arbeit auf dem Netz einfach
fällen,
nicht aus Technikvernarrtheit, sondern weil wir die neuen Techniken eben
(auf
einem mittleren) Level auch benützen wollen. Das gleiche gilt auch
für
die Modem-Geschwindigkeit und die Nutzung von 2-3 PlugIn-Typen.
(Als die neuen Browserversionen auftauchten, haben wir übrigens länger
als ein
Jahr gewartet, bis wir ihre Möglichkeiten erstmals ausgenützt
haben.)
Ich finde diese Einschränkungen, bzw. "Exklusivität"
natürlich auch
doof, aber der Entscheid, immer auf die langsamen Netzleute Rücksicht
zu
nehmen, würde uns zu sehr schmerzen.
5.) zu 2.)
(miriam:) "was ich persönlich jedoch vermisst habe ist feedback.
das wäre doch vielleicht euer interaktionspart gewesen?"
Reinhard: Da hast du sicher recht. Das war ein Fehler. Und es passt dazu,
dass auch unsere Kommentare/Diskussion hier jetzt eigentlich zu spät
kommt. Trotzdem ist sie mir als "Auswertung" sehr wichtig.
Es war einfach so, dass Monica, Christoph und ich den Arbeitsaufwand bei
der ramshow etwas unterschätzt haben. Zu viele der MitspielerInnen
waren auf unsere Hilfe bei der html-Umsetzung ihrer Ideen angewiesen. Und
auch feetbacks-schreiben braucht Zeit. Und von der haben wir wegen unserer
anderen Arbeit wenig.
Aber ich bin auch sicher, dass das vermutlich mein grösster Fehler
war.
"zu meinem building text möchte ich aber schon noch eine meinung
von euch
hören!"
Mir gefällt sehr gut, wie du zu den Personen und der Struktur von Ram
eine Geschichte schreibst und über die Handlung ein Gebäude baust.
Ueber den Eingangsplot haben wir Ram ja auch wie eine Fortsetzungsgeschichte
angelegt, das schien uns am einfachsten und auch reizvoll. Manche Beiträge
funktionieren selbst narrativ, andere weniger. Auch das war mir wichtig:
Wie können wir einzelne, in sich geschlossenen Bedeutungs-Flashes erzeugen,
(nach dem Prinzip von "Bildern", und das kann man ja auch mit
Sprache), die doch zu einander in inhaltlicher Verbindung stehen.
Das war dann auch eine Herausforderung bei meinen öffentlichen und
privaten Präsentationen. Wie kann ich über den Querlinkbezug
aus der Ramshow eine Art intellektuell-spielerische Erzählung machen.
(Zum Schluss funktioniert das gar nicht schlecht.)
An Deinem "Building" gefällt mir also gut, dass du auch sowas
wie eine erzählerische und bildhafte Zusammenfassung versuchst und
damit zeigst, dass die Ramshow deine Imagination anregen kann. Von k3000
gibts noch im Hintergrund auch so eine Zusammenfassungsseite. Ich hoffe
sehr, dass die auch bald zum Vorschein kommt. Und ich überlege mir,
als "Nachverarbeitung" selber auch noch so ein Meta-Teil zu versuchen.
Christoph und Monica haben auch schon mal davon gesprochen.
hinderlich wenn 1. keine neue seite aufgeht wenn man einen link drückt
oder 2. es keinen back button gibt (so wie das im browser ist).
Ich hoffe, dass Christoph und Monica da drauf reagieren.
6.) Fortsetzung von 3.)
Reinhard: Für Netz-Projekte wie der Ramshow entstehen neue Typen von Gruppen: Die meisten
TeilnehmerInnen kennen sich nicht und treffen sich auch nie. Ihre Korrespondenz
richtet sich nach vordefinierten Spielregeln (auch wenn es eine weiche Definition
ist).
Ähnliche Gruppen gibt es heute bei verschiedenen aktuellen Kulturprojekten:
Von KuratorInnen werden zu vorgegebenen Themen Leute zusammengerufen, die
sich oft nicht kennen, aber an ähnlichen Themen arbeiten. Und die sollen
sich dann für einen Ausstellungs- und/oder Gesprächsanlass in
der Öffentlichkeit zusammenfinden, möglichst vital und verbindlich.
Aber auf dem Netz gibts nicht mal das: sich anschauen, reden etc.
Bei Hypertextprojekten wie der Ramshow wird werkmässige Interaktion
verlangt, das heisst hinschauen, reagieren, sich beziehen auf das, was die
anderen machen. Und es heisst, (da sehe ich ein mögliches Problem),
den Organisatoren vertrauen und den anderen MitspielerInnen vertrauen, dass
die nicht blöd sind. Denn wenn sie blöd sind, ziehen sie mich
mit in ihren Abgrund.
Zudem geht es bei solchen Netzprojekten um eher schnelle und drum nicht
gesicherte Interaktion. Wenn man seine eigene Idee durchzieht und die nicht
genügend flexibel ist, um kreuz und quer sich an andere Ideen und Gedanken
andocken zu können, dann hat man schon alles falsch gemach. Verlangt
ist die Fähigkeit des (wörtlich) Provisorischen und der Improvisation,
die rasche, nur durch Erfahrung und Witz gesicherte Geste. Und schliesslich
die Spiellust, das Zappen zwischen Realismus und Fiktion, Ernst und Slapstick,
Blut und Pixel. Die Sprache ist immer noch das schnellste und flexibelste
Reaktionsmittel, also muss man Bilder so ähnlich einsetzen wie die
Verbalsprache, auch Töne und Animationen.
So wie Emails eine Zwischenform von Sprechen und Briefschreiben (und damit
eine eigene Kommunikationsform) sind, ist die prozesshafte Interaktion,
wie wir sie in der Ramshow angestrebt haben, eine interaktive Bild- und
Textarbeit, die an Sprechen, Schauspielen und Gestik erinnert. Man muss
geistreich reagieren, (wie man das früher nannte), Blitzschach spielen,
verzögert zwar, aber beschleunigt im Vergleich zur traditionellen künstlerischen
Arbeit. Adé Freie Kunst und Autorschaft, oder die doch weiterhin,
aber anders, kontextbezogen.
In der Ramshow ist Interaktion ein zentrales Stichwort, auch wenn es anders
benutzt wird, als man im Medienzusammenhang üblicherweise meint. Es
bleibt, wie dort meistens auch, ein Scheinangebot für das Publikum.
Real wird es aber durch die gegenseitige Bezugnahme der Projekt-MitspielerInnen.
Darin liegt der Versuch und die Herausforderung der Ramshow. So war dieses
Projekt für mich ein Versuch, dessen Problematik nichts mit Internet-Technik
zu tun hat, sondern mit künstlerischer und sozialer Technik - und damit
auch wieder mit einer medienspezifischen Technik.