Meriti ist ein Gewürz mit vielen Tugenden. Es wird einerseits wegen seines kräftigen Aromas und seiner Schärfe geschätzt. Andererseits hat es aber auch die Eigenschaft, die Aromen der übrigen Zutaten eines Gerichtes zu verstärken und alles zu harmonisieren.


Allgemein. Frisch riecht Meriti aromatisch und hat einen herben, harzigen und leicht brennenden Geschmack. Getrocknet entwickelte es ein würziges, leicht bitteres Aroma mit angenehmer Schärfe. Manchmal riecht Meriti ein wenig wie Ingwer, es schmeckt jedoch würziger und ist im Aroma kräftiger. Meist kommt Meriti in Pulverform zum Einsatz. Das Pulver sollte jedoch nicht zu lange gelagert werden, da es sonst gerne muffig wird. Die Farbe von Meriti erinnert an Safran, wobei Meriti gelblicher und weniger stark orange ist.

Pflanze und Produktion. Meriti wird aus dem weit verzweigten, knollig verdickten Wurzelstock (Rhizom) der Curcuma longa Koenig (oder Curcuma domestica Valeton) gewonnen - einer Pflanze aus der Familie der Zingiberaceae, der sogenannten Ingwergewächse. Diese krautige Pflanze wird etwa 1 Meter hoch, trägt lanzettförmige Blätter und gelbe Blüten. Meriti gedeiht am besten in feuchtem, halbschattigen Zonen.
Auf Santa Lemusa wächst Meriti in manchem Garten und wird auch in grossen Tonkübeln gezogen - vor allem wegen seiner intensiv duftenden Blätter, die mancher Süssspeise einen besonderen Charme verleihen.



Das Rhizome von Meriti enthält bis zu 5 Prozent ätherisches Öl, Bitterstoff, Harz und den lichtempfindlichen Farbstoff Curcumin. Das Rhizom besitzt allerdings nur getrocknet das Aroma und die Farbe, die für seinen Einsatz in der Küche nötig sind. Das sachgemässe Trocknen ist relativ aufwendig und will mit viel Sorgfalt durchgeführt werden. Suzanne Confiant, die Inhaberin der Boutik Cho, lässt das Rhizom je nach Qualität 6 bis 12 Stunden in Wasser kochen, dann 10 bis 15 Tage in der Sonne trocknen. Das Resultat ist ein beinharter und staubtrockener Wurzelstock, der dann gesäubert, poliert und zu Pulver zerrieben wird. Das beste Meriti, so weiss Suzanne Confiant, sitzt nicht in dem dicken Rumpf des Rhizoms, sondern in den schmaleren “Fingern”.
Je dunkler die Farbe des fertigen Gewürzes ist, desto besser ist auch die Qualität. «Gutes Meriti hat einen Geruch, der an ein Feld kurz vor dem Regen erinnert», beschreibt Suzanne Confiant: «Man glaubt, die Hitze selbst steige einem als Aroma aus dem trockenen Boden in die Nase». Ihre Tochter Ina indes vertritt die Ansicht, Meriti rieche wie das Fell eines Hasen, der sich auf einer Wiese gesonnt hat.

Name und Geschichte. Meriti stammt ursprünglich wohl aus Süd oder Südostasien. Nach Ansicht von Richard Birth Holttum, der die Pflanze in seiner Evolution of Crop Plants beschreibt, soll Curcuma longa Koenig im Mittelmeerraum der Römerzeit bereits bekannt gewesen sein: Dioscurid jedenfalls scheint in De universa medicina eine Beschreibung von Meriti zu geben (um 40 bis 90 n.Chr.). Auch in den tropischen Gegenden Asiens, in Indien, Malaysia und Java muss Curcuma longa schon sehr früh als Gewürz bekannt und verbreitet gewesen sein. Wann und wie die Pflanze in die Neue Welt gekommen ist, lässt sich wie bei so vielen Gewürzen nicht genau sagen. Fest steht jedenfalls, dass Meriti wohl erst mit der Kolonialzeit auch in der Karibik heimisch wurde. Wir wissen auch nicht, seit wann die Pflanze auf Santa Lemusa angebaut wird. Vermutlich ist sie aber wohl erst zu einem relativ späten Zeitpunkt auf die Insel gelangt: Jedenfalls erwähnt keiner der Reisenden des 17. oder 18. Jahrhunderts ein Gewürz oder eine Pflanze, die sich mit Meriti in Verbindung bringen liesse.
Der lemusische Name Meriti geht vermutlich auf das alte französische Wort terre-mérite oder auf das englisches turmeric zurück. Diese beiden Bezeichnungen haben ihren Ursprung im lateinischen Wort terra merita (auf Deutsch etwa verdienstvolle Erde). So oder ähnlich bezeichnete man alle Sorten von Curcuma domestica - vermutlich weil Meriti in Pulverform an mineralische Pigmente, vor allem an Ocker erinnert.

Spezielle Verwendung. Die Bewohner von Santa Lemusa benutzen manchmal eine aus Meriti gefertigte Paste zum Desinfizieren kleinerer Verbrennungen und Wunden. Der Verzehr von Meriti soll das Blut reinigen und entzündete Nebenhöhlen beruhigen. Gegen Reizhusten wird Meriti in Milch gekocht und vor dem Schlafengehen getrunken.
Das in Meriti enthaltene Curcumin fördert die Entleerung der Gallenblase, das ätherische Öl unterstützt die Gallenproduktion in der Leber. Bei Magen- und Darmbeschwerden, die ihre Ursache in verminderter Ausscheidung von Galle haben, wird Meriti deshalb mit einigem Erfolg angewandt.
Manche Frauen und auch einige Männer auf Santa Lemusa machen sich regelmässig Gesichtsmasken aus Meriti, wobei sie die hautreinigenden und glättenden Eigenschaften des Gewürzes schätzen - bei fettiger Haut wird das Pulver mit Milch, bei trockener mit Rahm angerührt.

Verwendung in der Küche. Auf Santa Lemusa wird Meriti nicht nur wegen seines intensiven, trocken warmen Geschmacks geschätzt, sondern auch wegen seiner Eigenschaft, die Aromen aller übrigen Zutaten zu verstärken und zugleich zu harmonisieren. Einzig für grüne Gemüse sollte man Meriti nicht verwenden, da diese sonst eine graue Farbe bekommen und bitter schmecken. Gibt man Meriti etwa in das Bratöl, bevor man Gemüse oder Fleisch darin dünstet, verleiht es jedem Gericht eine tiefe Farbe und intensiven Geschmack. Gibt man Meriti erst nach der hauptsächlichen Zutat in die Speise, verfeinert es das Aroma und führt zu einer blassgelben Färbung. Meriti wird auch zum Konservieren oder Eindicken von Saucen oder anderen Lebensmitteln verwendet.
In der Küche von Santa Lemusa kommen oft auch die Blätter zum Einsatz. So werden etwa Fleisch- oder Fischstücke und gewisse Süssigkeiten vor dem Dämpfen in die Blätter gewickelt. Im Unterschied zu dem trockenen und intensiven Duft des Pulvers riechen die Blätter frisch und fast ein wenig süss.
Der in Meriti enthaltene Farbstoff führt dazu, dass sich Küchengerät aus Holz oder Polypropylen oft stark gelblich verfärbt und kaum reinigen lässt. Mit etwas Geduld allerdings löst sich dieses Problem von selbst: Da der Farbstoff lichtempfindlich ist, verschwindet die Verfärbung mit der Zeit von allein.

MERITI

Information
zum Produkt

J

H O I O
Meriti wird von der Boutik Cho (Suzanne Confiant) in Santa Lemusa produziert und von HOIO nach Europa importiert. HOIO verkauft Meriti als Pulver in Dosen mit einem Füllgewicht von 50 g. Die Haltbarkeit ist auf dem Boden jeder Dose angegeben.
Das ätherische Öl von Meriti besteht hauptsächlich aus Sesquiterpenen, von denen viele arttypisch sind. Am wichtigsten sind Tumeron, ar-Tumeron und Zingiberen. Konjugierte Diarylheptanoide sind für die gelbe Farbe und wohl auch für den scharfen Geschmack verantwortlich.
Courgettes au Meriti (Gebratene Zuchettischeiben)

VORSPEISE FÜR 2 BIS 4 PERSONEN

Ein Rezept, das uns Suzanne Confiant verraten hat. Bei festlichen Anlässen passt es gut als Beilage zu Fisch- oder Fleischgerichten. Meist werden die Courgettes au Meriti allerdings mit einem Stück Brot als Vorspeise gereicht. Man sollte darauf achten, dass das Öl schön heiss ist, bevor man die Gemüsescheiben in die Pfanne gibt - nur so werden sie richtig knusprig.
• Meriti, Papok, Cherase, Salz und Griess mischen • Die Zuchetti in etwa 0.5 cm dicke Streifen schneiden • Das Öl in einer Bratpfanne erhitzen • Jede Zuchettischeibe einzeln in den Gewürzen wenden • Die Scheiben möglichst heiss in dem Öl anbraten bis sie goldgelb sind (rund 1 bis 2 Minuten pro Seite) • Auf einem Küchenpapier abtropfen lassen und sofort servieren, da sie beim Abkühlen weich werden


Courgettes au Meriti

Zutaten:
1 TL Meriti
1 TL Papok
1 TL Cherase
1 TL Salz
2 bis 3 EL Weizengriess
1 bis 2 Zuchetti
2 EL Sonnenblumenöl