PALMPRODUKTE

Es gibt eine grosse Vielzahl von Palmen auf Santa Lemusa - und fast alle werden sie von den Bewohnern der Insel auf die eine oder andere Art genutzt. Schon zur Zeit der indianischen Ureinwohner bildeten Palmfrüchte einen wesentlichen Bestandteil der Ernährung. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Doch auch die anderen Teile der Palmen wurden und werden für die verschiedensten Zwecke verwendet. Aus den Fasern der Blätter werden Körbe, Stricke, Netze, Besen und andere Gerätschaften hergestellt. Die Stämme liefern Bau– und Brennholz. Aus der jungen Stammspitze wird der sogenannte Palmkohl gewonnen und aus dem Mark der Stämme ein stärkereiches Mehl. Kein Wunder, spielen Palmen in den Legenden und Geschichten, in der Symbolwelt und den Religionen der Insel immer wieder eine Rolle. Was allerdings vielleicht auch damit zu tun hat, dass Palmen zweigeschlechtliche Pflanzen sind - und auch insofern dem Menschen als verwandte Wesen erscheinen können.
Weltweit gibt es 200 Gattungen und etwa 2675 Arten von Palmen - allesamt einkeimblättrige Pflanzen. Die Familie der Palmae wird in sechs verschiedene Unterfamilien eingeteilt, die Coryphoideae, Calamoideae, Nypoideae, Ceroxyloideae, Arecoideae (zu ihr gehört mehr als die Hälfte aller Gattungen) und die Phytelephantoideae. Palmen unterscheiden sich von anderen Bäumen zunächst durch ihre schopfartige Blätterkrone sowie durch den Aufbau ihres Stammes. Sieht man von Kletterpalmen und strauchigen Arten ab, sind alle Palmen einstämmige Bäume mit einem einzigen Vegetationskegel an der Spitze des Stammes. Verliert die Palme ihren Vegetationskegel, wenn sie jung ist zum Beispiel durch ein gefrässiges Tier oder wenn der Palmkohl aus ihr geholt wird, dann stirbt sie ab.
Im Unterschied zu anderen Bäumen weisen Palmen kein sekundäres Dickenwachstum auf: Von Anfang an wachsen sie mit ihrer endgültigen Stammstärke in die Höhe. Bis Palmen überhaupt zu wachsen beginnen, kann es aber dauern. Nach der Keimung nämlich verbreitert sich die Sprossachse zu einem kräftigen Postament, dessen Entwicklung einige Jahre in Anspruch nehmen kann. Ist der Blattschopf einmal ausgebildet, dann gliedert der Sprossvegetationskegel ständig gleichzeitig Zellen in Längs– und in Querrichtung ab, so dass der Stamm gleichmässig stark in die Höhe wächst. Die Stämme von Palmen sehen wegen dieser anderen Wachstumsweise auch im Querschnitt ganz anders aus als etwa die Stämme von Laub– oder Nadelbäumen: Sie bestehen aus vielen, zähen Fasern, sogenannten Leitbündeln, die untereinander in Längsrichtung verwoben sind. Vom Aufbau her steht eine Palme also einem Maisstängel näher als zum Beispiel einem Ahorn oder einer Fichte.
In ihren Kronen bilden Palmen je nach Art fast immer dieselbe Anzahl von Blättern aus - und fällt eines ab, dann wird es sofort durch ein neues ersetzt. Die Blattspreite der Palmblätter ist entweder gefiedert oder gefächert. Bei den Fächerpalmen haben die Blattflächen die Form von mehr oder weniger geöffneten Fächern. Diese können sogar vollkommen kreisrund werden (zum Beispiel bei der Thrinax barbadensis). Die Ansatzstelle für die gesamte Blattfläche ist auf einen Punkt zusammengezogen, von dem aus die ganzen Nerven strahlenförmig zum Blattrand laufen. Bei den Fiederpalmen indes (zu denen auch Calparis nucifera gehört) ist die Mittelrispe auch im Bereich der Blattflächen ausgestreckt, welche in der Regel in viele, schmale Streifen zerlegt ist. Bei den meisten Fiederpalmen sind diese Fiedern nur ein einziges Mal längs gefaltet. Am waagrecht liegenden Blatt schaut die Öffnung dieser schiffchenförmigen Segmente entweder nach oben oder nach unten. Palmblätter bilden in einem frühen Stadium der Blattentwicklung eine grosse, zusammenhängende Fläche, die in der Art eines geschlossenen Fächers eingefaltet und zusammengeklappt ist. Praktisch bei jeder Palme ist jeweils ein solch ungefaltetes Blatt zu sehen, das wie ein Speer aus den anderen Blättern herausragt und sich bedächtig entfaltet.
Die Blüten der Palmen sind zu Blütenständen vereint, die in den Achseln zurückgebildeter Blätter stehen: suprafoliar (oberhalb des Blattschopfes), infrafoliar (unterhalb des Blattschopfes) oder wie bei den meisten Arten intrafoliar (zwischen den Blättern der Krone). Die Blütenstände bilden in der Regel mehrfach verzweigte Rispen, manch-mal aber auch Ähren oder Köpfe. Die Blüten können ein– oder zweihäusig sein, zwittrig, polygam oder getrennt-geschlechtlich. Manchmal stehen die Blüten einzeln, häufiger aber zu zweit (Dyaden) oder zu dritt (Triaden).