Zu den einzigartigen Gewürzen der Karibik gehört Piman (Piment), das auf Santa Lemusa meist Mussagor genannt wird. Piman riecht stark und aromatisch, ein wenig wie Gewürznelken mit einer Note Zimt und einem Hauch von Muskat oder Muskatblüte. Im Geschmack kommen eine leichte Pfefferschärfe und eine Spur von Ingwer hinzu.


Allgemein.
Piman oder Piment wird von vielen irrtümlicherweise für eine Gewürzmischung wie Curry, Papuk oder Colombo gehalten. Tatsächlich ist Piment eine Beere, die ursprünglich aus der Karibik oder Zentralamerika stammt und erst mit der Kolonialzeit auch nach Europa gelangte. Eigentliche Plantagen gibt es auf Santa Lemusa nicht, doch säumen Pimentbäume manch kreolischen Garten und wachsen da und dort auch wild.

Name. Schon Columbus hat Piment in der Karibik entdeckt, die Beere wurde aber erst viel später nach Europa gebracht. Wohl wegen der Form nannten die Spanier das neue Gewürz pimienta, also Pfeffer. Piment heisst auch heute noch in vielen Sprachen gleich wie Pfeffer - meist mit einem Zusatz, der den karibischen Ursprung angibt (Jamaika-Pfeffer) oder auf das Aroma verweist (Nelkenpfeffer). Bezeichnungen wie das französische Tout-épice oder das deutsche Allgewürz sollen die Komplexität des Geschmacks von Piment beschreiben, mit Neugewürz wird die Herkunft aus der Neuen Welt benannt.
Die spanische Bezeichnung pimienta hat übrigens eine seltsame Geschichte. Im Mittelalter nahm das lateinische Wort pigmentum (Färbemittel) auch die Bedeutung Gewürz an, vielleicht weil beides von denselben Händlern verkauft wurde. In den iberischen Sprachen wurde daraufhin der Name des Pfeffers nicht vom lateinischen piper (Pfeffer), sondern eben von pigmentum abgeleitet: pimienta in Spanien, pimenta in Portugal. Der karibische Piment gelangte über Spanien in die verschiedenen Länder - und mit den Beeren auch die spanische Bezeichnung, die in vielen Ländern übernommen wurde. Auch der botanische Gattungsname geht auf das spanische pimienta zurück. Der botanische Artname dioica bedeutet zweihäusig (von griechisch d_o und oîkos, zwei und Haus). Damit bezeichnet die Botanik das Auftreten verschiedengeschlechtlicher Individuen, also von Pflanzen mit nur männlichen und solchen mit nur weiblichen Blüten. - Besonders verwirrend ist der Begriff piment im Französischen, denn da bezeichnet er nicht nur den Piment aus der Karibik, sondern auch Pfefferschoten - genauso in vielen kreolischen Sprachen, die mit piman sowohl Piment wie auch Chilis meinen. Auf Santa Lemusa wird Piment wohl deshalb auch heute noch meist Mussagor genannt. Dieses Wort hat seinen Ursprung mit einiger Sicherheit in der Sprache der Arawak. Von den indianischen Ureinwohnern weiss man auch, dass sie die Früchte des Pimentbaumes nutzten, um Fleisch haltbar zu machen. In vielen älteren Rezepten der Insel ist nur von Mussagor die Rede, heute manchmal auch von Piman mussagor. Auch Suzanne Confiant spricht von Mussagor oder Piman mussagor - um so deutlich zu machen, von welchem Gewürz die Rede ist.



Pflanze und Produktion. Pimentbäume (Pimenta dioica) gehören zur Pflanzenfamilie der Myrtengewächse (Myrtaceae). Sie können bis zu zwölf Meter hoch werden, wobei die untersten Äste oft nur ein bis zwei Meter über dem Boden hängen. Pimentbäume bringen zwar erst nach fünf bis sieben Jahren die ersten Früchte hervor, doch können sie dann bis zu 100 Jahre lang beerntet werden. Im Sommer treten zwischen den dunkelgrün glänzenden Blättern ganze Büschel von kleinen weissen Blüten hervor, die einen betörenden Duft verströmen. Aus diesen Blüten bilden sich dann Beeren, die noch in unreifem Zustand von Hand gepflückt, fermentiert und getrocknet werden. Dabei schrumpft die Frucht und bekommt eine faltige, lederähnliche Aussenhaut (manche sprechen von einer Affenhaut). «Bei Piment ist es besonders wichtig, dass man zum richtigen Zeitpunkt erntet», erklärt Suzanne Confiant, die Inhaberin der Boutik Cho: «Man darf die Beeren erst ganz knapp vor der Reife pflücken, denn dann enthalten sie am meisten ätherisches Öl, bis zu fünf Prozent oder sogar noch mehr. Man darf aber auch nicht zu lange warten, denn vollreif haben die Früchte keinen Geschmack mehr».

Spezielle Verwendung. Die Pharmaindustrie nutzt Piment als Rohstoff für Arzneien und als Aromastoff für Heilmittel. Auf Santa Lemusa wird Piment auch eingenommen, um Blähungen oder andere Verdauungs-störungen zu mildern. Bei Rheuma und Neuralgien werden Pimentfrüchte gekocht und zerstossen in einem Tuch auf die schmerzende Stelle gelegt. Piment ist auch Teil vieler Duftschalen und die Essenz gibt manchem Herrenparfum die Würze. Schwangere sollten sich allerdings weder mit Pimentöl einreiben, noch das Gewürz als Raumduft verwenden, denn Piment ist stark wehenauslösend.

Verwendung in der Küche. In den privaten Küchen Europas trifft man nur selten auf Piment - einzig in England werden Suppen, Schmorbraten, Obstpies, Pastetenfüllungen, Plum Pudding und andere Gerichte damit gewürzt. Auch in einigen Spezialitäten, die zum Smørrebrød der Dänen gehören, findet man Piment. Insgesamt aber ist das Gewürz nur wenig verbreitet - was auch ein Blick in europäische Kochbücher belegt. In der Nahrungsmittelindustrie hingegen kommt Piment häufig zum Einsatz, so findet es sich etwa in Ketchup, in Sauerkonserven, Fonds, Mixed Pickles, in Würsten, Pasteten und Dosenfleisch, in Gebäck wie Aachener Printen oder Spekulatius, in Likören wie Chartreuse und Benediktiner, in Antipasti und Konfitüren... Auch die französische Gewürzmischung quatre épices kann manchmal Piment enthalten.
Auf Santa Lemusa findet man Mussagor in jeder Küche, es dient zum Würzen von Fisch, Meeresfrüchten, Fleisch und Marinaden. Piment gehört auch in viele Suppen, Pasten und Eintöpfe, zu Geschmortem, in Desserts und Drinks. Allerdings werden auch andere Teile des Pimentbaums zum Kochen verwendet, denn alles an dieser Pflanze duftet: die Blüten, die Rinde, Blätter und Beeren. Manchmal wird Fleisch mit frischen Pimentblättern gefüllt und über Pimentholz gegrillt. Die Blätter können auch Teil von Marinaden sein, werden zum Räuchern von Fisch verwendet oder dem Kochwasser beigegeben. Bei den Beeren steckt das Aroma vor allem in den Schalen. HOIO empfiehlt den Einkauf von ganzen Beeren, die dann frisch in einer Pfeffermühle gemahlen werden können.



MUSSAGOR

Information
zum Produkt

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H O I O
Mussagor (Piman) wird von der Boutik Cho (Suzanne Confiant) in Santa Lemusa produziert und von HOIO nach Europa importiert. HOIO verkauft Mussagor als ganze Beeren oder gemahlen in Dosen mit einem Füllgewicht von 50 g. Die Haltbarkeit ist auf dem Boden jeder Dose angegeben.
Die wichtigste Aromakomponente von Piment ist Eugenol, doch wurden auch dessen Methylether, 1.4-Cineol und Phellandren gefunden. Auch die Blätter des Pimentbaums enthalten ätherisches Öl, wenngleich in geringerer Menge. Auf Jamaika, das heute rund zwei Drittel des Weltbedarfs liefert, werden diese Blätter destilliert und als Westindisches Bayöl in der Lebensmittelherstellung verwendet.
Kokonèg Tjilt (Lamm-Topf mit Kartoffeln)

HAUPTSPEISE FÜR 2 PERSONEN

Dieses Rezept stammt aus dem Labor von Henri Maté und bringt die Aromen von Mussagor besonders gut zur Geltung. Kokonèg Tjilt bedeutet soviel wie Heiliger Topf, was wohl mit dem weihevollen Duft des Gerichts zu tun hat. Auf Santa Lemusa werden die Kartoffeln auf dem Teller mit der Gabel zermalmt.
• Das Lammfleisch in sehr kleine Stücke zerschneiden • In einem gusseisernen Topf das Öl erwärmen und das Fleisch darin gut anbraten • Ablöschen mit Zitrone, Tomaten und Hühnerbrühe, aufkochen lassen, Hitze reduzieren und zehn Minuten ganz zugedeckt schmoren lassen • Zwiebel, Knoblauch, Papok, Mussagor, Kartoffeln und Pwa Antìk beigeben, umrühren, aufkochen lassen, die Hitze reduzieren und zugedeckt 40 bis 50 Minuten (je nach Kartoffelsorte) garen lassen • Den Deckel abheben und die Flüssigkeit unter gelegentlichem Rühren etwas reduzieren (rund 10 Minuten) eindicken


Kokonèg Tjilt

Zutaten:
400 bis 500 g Lammfleisch
3 EL Sonnenblumenöl
Saft einer Zitrone (ca. 0.5 dl)
2 bis 3 Tomaten, fein gehackt
3 dl kräftige Hühnerbrühe
1 Zwiebel, feingehackt
4 bis 6 Knoblauchzehen, gerieben
1 TL Papok
2 TL Mussagor (Piman)
600 bis 700 g geschälte und geviertelte Kartoffeln
(eher mürbe kochende Sorte)
1 Dose Pwa Antìk (250 g)