Bruno Jakob
* 1954, lebt in New York

Seit vielen Jahren arbeitet Bruno Jakob, der an der Kunstgewerbeschule Basel und an der Kunstakademie Düsseldorf Malerei studierte, an einer nicht in erster Linie retinalen Malerei auf Papier und Leinwand, indem er etwa Wasser, Berührung, Gedanken oder Energie als Malmittel verwendet. In seinem Atelier stehen kleine Gläser und Becher gefüllt mit Wasser, mit dem Jakob malt. Die Beschriftungen auf den Gefässen geben Auskunft über die Herkunft des darin enthaltenen Wassers und den zugedachten Farbton. Videoarbeiten begleiten den bildnerischen Prozess, dokumentieren die Malerei und den Ort ihrer Entstehung, aber auch die Momentaneität der mit Wasser gemalten Bilder. Der Künstler gibt seinen Arbeiten Titel, notiert auf die Rückseite der Arbeiten die verwendete Technik, das Datum und den Ort ihrer Entstehung. Jede Arbeit bildet damit die Bedingungen ihrer Entstehung ab. Der Ort des Bildes ist allerdings nicht mehr das einzelne Werk, sondern der jeweilige Mensch, der es wahrnimmt.

Bruno Jakob benutzte in Amden einen Gaden unterhalb des ehemaligen Wohnhauses des Malers Otto Meyer-Amden (1885-1933) als Atelier. In und um dieses Gebäude entstanden neben Aquarellen und Gemälden ortsspezifische Arbeiten wie die Bemalung einer Scheunenwand mit Wasser aus New York oder kinetische Objekte in den Wandöffnungen, die den Luftzug in der Scheune visualisierten, sowie ein Bild, das Bruno Jakob mit Morgentau auf die Wiese einer Felskanzel über dem Walesee malte. Das in einer Schlucht in der Nähe des Stalles in die Tiefe fallende Wasser, das nur akustisch wahrnehmbar ist, erfuhr in dieser Ausstellung durch klares, sacht aus dem Gebäudeinnern über die Aussenwand fliessendes Wasser ein visuelles Echo. Durch die Verwendung «unsichtbarer» Malmittel wie etwa dem lediglich während des bildnerischen Prozesses wahrnehmbaren Wasser verbindet Bruno Jakob in seinem konsequent entwickelten Werk die Malerei mit der Konzeptkunst. Er thematisiert in seiner Malerei die instrumentellen Eigenschaften des Kunstwerks, überträgt die Bildhoheit an den Betrachter und gewinnt damit an Freiheit des künstlerischen Ausdrucks.

Text: Roman Kurzmeyer, 2002

Download Pdf: «Invisible/Unseen, Unsichtbar/Ungesehen», Text von Roman Kurzmeyer
Erschienen in: Bruno Jakob, Katalog, Kunsthaus Langenthal: Langenthal 2007, S. 14-21.